Diese nach dem sehr unrühmlichen Summer Of Love einer Allianz aus Nu Metal-Bros und misogynen Drecksäcken benannte Band aus Cleveland, Ohio war schon immer ein, sagen wir mal… etwas gewöhnungsbedürftiges Geschmäckle, aber auch ein unerhörter Spaß - vorausgesetzt sie übertreiben es nicht zu sehr mit dem Weed, dem Fred Durst und den vereinzelten Stoner-Anleihen. Und neuerdings auch: Das zuende spielen ihrer EP einer beschissenen KI überlassen, ein ganz neues Laster in ihrem Arsenal! Ansonsten präsentiert sich das hier aber problemlos als ihre stärkste Veröffentlichung bislang und absolutes Pflichtprogram für Freunde des einfallsreichen, unvorhersehbaren Hardcorelärms mit Garagenkante in einem ähnlichen Fahrwasser wie etwa Cement Shoes, Cülo, Chain Whip, Headcheese, Flea Collar… um nur einige der offensichtlichen und durchweg schmeichelhaften Referenzen abzuhaken.
Diese New Yorker Band ist irgendwie ein seltsames, dem Zeitgeist trotzendes Biest, das seiner Neigung zum Punk, Grunge und Indie Rock der späten '80er bis frühen '90er ungezügelten Lauf lässt. Auch wenn der erste Song hier ganz unsubtil Nirvana betitelt ist, würde ich sie eher mit frühen Mudhoney und der lärmigen, frühen Inkarnation der Pixies vergleichen, mit weiteren Anleihen von, sagen wir mal, U-Men, Scratch Acid und Drive Like Jehu. Im Grunde also genau die Art von Band, die vor so ca. 15 Jahren, auf dem vorübergehenden Gipfel der ersten 90er-Nostalgiewelle, diverse Pitchfork-Schreiberlinge feucht im Schritt werden ließ. Heute hingegen ist diese Platte eine obskure, schrullige Kuriosität und das macht sie für mich umso liebenswerter.
Auf ihrer zweiten Kassette kommen Glueman aus Denver auf keine dummen Ideen und halten ihr Ding schön simpel, blöd und spaßig. Ziemlich oldschoolige Garage-Qualitätsware ist das, mit einer zusätzlichen Note von '77- und KBD-mäßigem Lärm. Zuverlässiger und bewährter Scheiß, den man in der aktuellen Szene mit so Bands wie Buck Biloxi, Sick Thoughts, The Dirts oder Bart and the Brats vergleichen könnte. In eine relativ ähnliche Kerbe schlagen dann auch Chum Lord aus Kent, Ohio und setzen alles auf einen ultra-oldschool Garagenvibe, der einfach überhaupt nichts anfasst, das es nicht vor 40 Jahren schon gab und sein Ding mit einer unfehlbaren Gabe für supereffektive, unmittelbar in die Fresse gehende kleine Songperlen durchzieht und einhämmert. Japp, ich bin überzeugt.
Diese Band aus Sydney schleppt reichlich lokales Inventar mit, haben Mitglieder doch unter anderem in so Bands wie Bed Wettin' Bad Boys, Royal Headache, Tim and the Boys und Mundo Primitivo mitgespielt. Aber ehrlich gesagt klingen Osbo nach überhaupt keiner dieser Bands. Viel mehr erinnert mich ihr fuchsteufelswilder Mix aus Post- und Hardcore stark an die Abrissbirnen Predator und Nag aus Atlanta, sowie weitere amerikanische Vertreter der Sorte Institute, Acrylics, Tube Alloys, Pyrex, Corker und Criminal Code… oder alternativ auch Sydney's eigene Krawallkollegen Arse und Xilch. Denkt euch jetzt noch eine proto-Noise Rock-Kante á la Flipper oder No Trend dazu und das kommt dann ungefähr hin. Das vollkommen entgleiste Gebell des Sängers hingegen erinnert mich sehr an die Engländer Akne.
Eine neue (Co-)Veröffentlichung auf Dischord und wie das ja dort üblich ist, haben wir es erneut mit einer Band zu tun, deren Mitglieder schon ihre Finger in einem ganzen Arsch voll bedeutsamer Bands über mehrere Jahrzehnte der lokalen Punkszene drin hatte. Zu den geläufigsten davon dürften Kerosene 454, Channels, Beauty Pill, Soccer Team, Office of Future Plans, Alarms And Controls gehören und um das Namedropping-Kreisgewichse zu vollenden, ist das ganze auch noch von J. Robbins (Jawbox) produziert. Aber hier ist die Sache mit so vielen jüngerer Dischord-Veröffentlichungen: Die klingen selten nach einem müden Neuaufguss oder einer rentablen Nostalgie-Veranstaltung. Das ist eine ungleubliche Qualität dieser speziellen Szene: die Fähigkeit, einerseits die eigene Tradition nicht zu verleugnen und gleichzeitig immer noch so dringlich und leidenschaftlich zu klingen wie am ersten Tag. Bereit, im kreativen Prozess die nötigen Extrameilen zu gehen, macht man hier keine halben Sachen und "gut genug" ist niemals gut genug.
Endlich eine ganzes Album der Hood Rats aus Montreal! Die treiben sich jetzt auch schon so einige Jahre rum, aber so richtig in die Gänge kamen die im Winter '22 - '23 mit ihren letzten beiden EPs. Die neue LP setzt sich dann auch überwiegend aus schön wuchtigen Neuaufnahmen von Songs besagter EPs und von einem 2022er Demo zusammen, aber das soll nicht davon ablenken, was für eine exquisite Bombe aus schnörkellos nach vorne gehendem US-Punk und Hardcore im Geiste der frühen '80er das geworden ist, angereichert um subtile KBD-Vibes und etwas gegenwärtigen Garage Punk. Ganz klar die definitive Inkarnation dieses Feuerwerks aus Killertunes!